Läuft doch, läuft doch !
RE: 1987/88
Nachdem das Vorjahresziel Klassenerhalt relative problemlos erreicht wurde, sollte es im darauffolgenden Jahr deutlich mehr sein. Zwar wurde Dirk Heitkamp an Eintracht Frankfurt verkauft ( wo er sich dann schwer verletzte und seine Karriere als Sportinvalider beenden musste anstatt, wie erhofft, Nationalspieler zu werden ), mit dem Alpenbomber Jürgen Wegmann hatte RWE aber einen Spieler verpflichtet, mit dessen Hilfe man im Kampf um den Aufstieg in die 1.Bundesliga durchaus ein Wörtchen mitsprechen wollte.
Es war eine Sommerpause , die es gut mit RWE meinte, zum Zweitligaauftakt freute man sich auf ein Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf, das erste Auswärtsspiel in Lüttringhausen/Remscheid ( ich habe keine Ahnung mehr, wie die zu diesem Zeitpunkt gerade hießen, BVL 08 Remscheid ?) wurde auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, so dass mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger SV Meppen direkt das 2.Heimspiel folgten würde. All das wurde aber überstrahlt von der DFB-Pokal Auslosung, die den Rot-Weißen den FC Bayern bescherte – Mathäus, Augenthaler, Wohlfahrt, Michael Rummenigge, Jean Marie Pfaff und wiesiealleheißenundhießen im Georg Melches Stadion, wo einst ein Bayern-Keeper mal mit einem fliegenden Klappmesser begrüßt wurde..
Beim Auftaktspiel gegen Fortuna Düsseldorf vor großer Kulisse griff dann leider TW Frank Kurth einmal heftig daneben, so langte es nur zu einem 1:1. Ein Ausblick auf den Rest der Saison, für Torwart und, jawohl, RWE-Legende Frank Kurth sollte es wohl die schwerste Saison bei RWE werden.
Ärger und Unzufriedenheit gingen dann los mit der zweiten Heimpartie gegen den Aufsteiger SV Meppen, die Ostfriesen waren weder mit Gummistiefeln angereist, noch gewillt, sch wie erwartet abschlachten zu lassen, van der Pütten , Tattermusch und Co. führten alsbald mit 0:1und auf den Rängen entzündete sich Ungemach. Der sich nach dem Seitenwechsel am Ex-Schalker Ralle Regenbogen entzündete, welcher nach seinem 1:1-Ausgleichstor die vorherigen verbalen Anfeindungen mit einem erhobenen Mittelfinger Richtung RWE-Fanblock beantwortete. Womit die Frage geklärt ist, wo der beknackte Effenberg die Idee zum später ach so legendären Effe-Finger ursprünglich her hatte.
In der nun aufgehitzten Atmosphäre erzielte Meppen noch das Siegtor zum 1:2, immerhin wurde die Entschuldigung von Ralf Regenbogen in der darauffolgenden Woche wohlwollend vom Publikum aufgenommen, Regenbogen sollte sich in seiner relativ langen RWE-Zeit sogar noch zu einem der beliebtesten Spieler aufschwingen, zeigte stets vollsten Körpereinsatz und erzielte, zur Not auch mit der Pike, so einige späte Siegtreffer zum 2:1, damals als RWE noch in der Lage war, Rückstände in Siege umzuwandeln ( Ja, nicht vorhandener junger Mitleser, solche Zeiten gab es bei Rot-Weiß Essen tatsächlich mal !!!!)
Auch gegen die Bayern traf Regenbogen zum zwischenzeitlichen 1:2 bei einer insgesamt doch ehrenvollen 1:3-Niederlage vor vollem Haus, doch so recht kam die Saison für RWE nicht auf Touren, nach einem desaströsen Auftritt an einem Samstagnachmittag in Oberhausen mit 3 Deczelak-Toren für RWO in der ersten Halbzeit erfolgte dann der Abpfiff für Hotte Hrubesch, der von seinem damaligen Co-Trainer Peter Neururer beerbt wurde. Der wiederum hielt sich bis zu einer 1:3-Heimniederlage gegen Kickers Offenbach im Amt, wir waren an diesem Abend bei einem Cure-Konzert in Düsseldorf und erfuhren von dem erschütternden Endergebnis Dank der Hotline 0190 241907.
Am Morgen danach gab es dann sogar noch einige Zusatzinformationen, in der Halbzeitpause erschien die Polizei in der Essener Mannschaftskabine um einen jungen türkischen Nachwuchsspieler einzukassieren, der in einen Tankstelleneinbruch involviert war.
Bewegte Zeiten, damals, da war noch was los an der Hafenstraße !
Auf Peter Neururer folgte Horst Franz, der als sympathischer Biedermann kam, 2 Heimspiele gewann, zwischendurch ein Auswärtsspiel verlor um sich dann aber auf den Weg zum FC Schalke 04 zu machen, in der irrigen Annahme, mit Schalke sei mehr zu erreichen als bei RWE.
Nun, heute weiß man es besser, die beiden alten Revierrivalen sind seit dieser Zeit exakt gleich oft Deutscher Meister geworden.
Ein echter, leibhaftiger UEFA-Cup-Sieger übernahm dann das Kommando bei RWE, richtig, Cheftrainer Nummer 4 in ca. 6 Monaten.
Il Simpatico, Lothar Buchmann, ein Typ, bei dem ca. 59 von 60 Befragten gesagt hätten, „der passt aber mal gar nicht zu RWE“. Buchmann galt als humorlos und arrogant, mit dem Habitus eines strengen, sehr strengen Hochschulprofessoren.
Immerhin, Buchmann führte RWE zum Klassenerhalt, zeigte aber nach einer 1:2-Heimniederlage gegen Union Solingen – Frank Kurth sah bei beiden Toren eher unglücklich aus- seine ausbaufähigen sozialen Kompetenzen. Im Kicker wurde er Montags darauf mit den Worten zitiert „Frank Kurth ist ein Sensibelchen“. Sicherlich ungemein motivationsfördernd für Frank Kurth, überdies ein klarer Fingerzeit, das dessen Zeit im RWE-Tor abgelaufen war ( war sie dann glücklicherweise noch lange nicht, but that´s a completely different story).
Der endgültige Klassenerhalt wurde dann mit einem 1:0-Heimsieg gegen Fortuna Köln am vorletzten Spieltag bewerkstellig, in den darauffolgenden Wochen sickerten die Verpflichtungen von Solingens Keeper Volker Diergardt und Mr.DFB-Pokal/Bayern-Pokalschreck Wolfgang Schäfer durch.
Alles sollte in der neuen Saison besser werden.
Wurde es aber nicht wirklich.
/M/
Donnerstag, 29. April 2010
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