Lotte 1 RWE 4
Drei Staus auf dem Weg nach Lotte ließen Erinnerungen an ein Spiel in Osnabrück Anfang der 90er wach werden, wo wir aufgrund eines nicht enden wollenden Staus die komplette erste Hälfte und auch das frühe RWE –Tor verpassten, Endstand damals 1-1 nach einer Abwehrschlacht in Hälfte 2.
Glücklicherweise aber waren die Staus allesamt kürzester Natur, so erreichten wir das Stoppelfeld hinter der Gästetribüne gut 30 Minuten vor dem Anpfiff. Es war also Zeit, Atmosphäre zu schnuppern und mir fällt auf, das der RWE –Anhang als solcher noch heterogener geworden ist, neben frühzeitig besoffenen Gröhlern gibt es mittlerweile aber auch deutlich mehr Leidensgenossen, die man namentlich genauso wenig kennt, die aber einen sympathischen Eindruck machen. Diese Artenvielfalt in der RWE-Fanszene ist meiner Meinung nach sehr auffällig, man kann sie wahrscheinlich aber bei jedem Club beobachten, wenn man denn genau hinsieht. Leider aber wird das RWE-Bild in der Öffentlichkeit wohl immer noch von den besoffenen Gröhlern bestimmt.
Das Stadion in Lotte gefiel mir persönlich sehr gut, erinnerte durch seine dreieinhalb verschiedenen Tribünen etwas an englische Viertligastadien in Macclesfield oder Morecambe, was aber gar nicht an England erinnerte war der Support der Lotter-Zuschauer as it was pretty much non-existent throughout the match. Das lag vielleicht auch am Spielverlauf, ich denke aber, dass Lotte aber einfach nicht das Potential hat, eine erkennbare Fankultur aufzubauen. Und da helfen auch keine wackligen Handybilder von Lotte-Ultras auf youtube oder myvideo, das war einfach Fußballprovinz pur.
Obwohl, würde der ach so nette Herr Hopp nicht aus Hoffenheim ,sondern aus Lotte stammen, würde wohl Lotte in Zukunft die Geschichte des Deutschen Fußballs neu schreiben....
Mit einem leicht mulmigen Gefühl – im Tor stand der unerfahrene Ersatzkeeper Himmelmann - begann das Spiel, doch ehe man erkennen konnte, mit welchem Konzept Lotte wohl ins Spiel gehen würde, war dieses auch schon über den Haufen geworfen. Mit welchem Körperteil Kühne den Ball nach Bührer-Freistoß über die Linie bugsierte entzieht sich aufgrund der Perspektive( Gästestehplätze Höhe anderer Sechzehner) meiner Kenntnis, es dürfte aber ein Fuß gewesen sein.
Lotte verlor mit dem schnellen Gegentreffer völlig die Ordnung und vor allem in der 1. Halbzeit tat sich ein Unterschied von wenigstens einer Klasse auf, die Partie erinnerte phasenweise an eine Pokalspiel in dem der Favorit frühzeitig für klare Verhältnisse sorgt. Sascha Mölders machte im Sturm einen wirklich sehr guten Eindruck, schnell, immer anspielbereit, trickreich, wenn man überlegt, dass er schon im letzten Jahr nach RWE kommen wollte…… okay, lassen wir das lieber…..
Natürlich war in Halbzeit Zwei frühzeitig die Luft raus, natürlich waren auch die frühen Auswechslungen von Bührer und Kurth ein Zeichen, dass das Spiel schon abgehakt ist, dennoch war es eine gute Idee , einem Krisha Penn Spielpraxis zu verschaffen, die auch der etwas ältere Haluk Türkeri noch benötigt.
Das Lotte mit einem Traumtor noch zum 1-4 kam, tat nicht unbedingt Not, ein 5-0-Sieg hätte dem Kräfteverhältnis deutlich eher entsprochen, doch nach einem 4-1-Auswärtssieg im ersten Saisonspiel sollte man sich wirklich mit Kritik zurückhalten, wobei man vermuten kann, dass die Tabelle für Lotte erst ab Platz 15 anfangen wird.
Was mir an diesem Freitagabend in der Provinz so richtig gefallen hat, waren kleine Gesten auf dem Spielfeld. Wie Stefan Lorenz David Czszyschon anfeuert, weil der beim Stande von 4-0 einen Eckball herausholt, wie Mainka nach dem Schlusspfiff die Fäuste ballt, zeigt mir, dass sich die Mannschaft scheinbar wirklich konzentriert mit ihrer Aufgabe auseinandergesetzt hat.
Und auch einem Semi-Zyniker wie mir tut es gut, wenn unverbrauchte Gesichter junger Spieler in RWE –Trikots nach dem Spiel bei der Welle in die Gesichter der Fans gucken und sich tatsächlich über den Auftaktsieg freuen, denn, da lege ich mich fest, das war ehrliche Freude und kein routiniert abgespultes Ritual.
Unabhängig vom sportlichen Erfolg besteht in diesem Jahr so die Möglichkeit, Mannschaft, Verein und Fangemeinde wieder zusammenzuführen und das ist wirklich dringend notwendig.
Das wir auf dem Rückweg sogar noch den wohl einzigen Punk Lottes gesehen haben, rundete einen schönen Abend ab.
Mein Lob gilt abschließend einem in meiner Nähe stehenden RWE-Fan, der in der Halbzeit die Polizei darauf aufmerksam machte, dass er eine Rauchbombe austreten musste. Auch wenn der unbekannte Übeltäter aus den RWE-Reihen kam, das ist keine Denunziation, sondern Zivilcourage !
Das erste Spiel wird noch wenig über den kommenden Saisonverlauf aussagen, wenn die Mannschaft die übrigen Saisonspiele aber genauso angeht, werden sich immer mehr Anhänger daran erinnern, dass man ja wegen RWE zum Spiel geht und nicht weil der Gegner Dortmund, Schalke, 1.FC Köln oder eben Elversberg oder Oggersheim heißt.
/M/
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